Mehr Sicherheit für ADHS-Patienten
Medikamenten-Ausweis nach § 4 Abs. 3 BtMG
ADXS.org | |
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Motto | Das AD(H)S-Kompendium |
Betreiber | ADxS e.V. (Harald Brennecke) |
Erschienen | 2017 |
Status | aktiv |
adxs.org (Eigenschreibweise: ADxS.org, kurz: ADxS) ist eine Website zum Thema ADHS, die vom gemeinnützigen Verein ADxS e.V. bzw. dem Karlsruher Rechtsanwalt Harald Brennecke betrieben wird (dort auftretend als Ulrich Brennecke). Inhalt des Projekts ist der Betrieb einer privaten Wissensdatenbank für Betroffene und Fachpersonen sowie ein Online-Forum.[1]
Zu den erklärten Zielen des Projektes zählen (Reihenfolge übernommen):[2]
Zum Angebot des Portals zählt seit 2019 ein Diskussionsforum.
ADxS.org bietet mehrere Online-Selbsttests an, welche Hinweise auf ADHS und andere psychiatrische Störungen geben sollen. Darunter befinden sich auch wissenschaftlich bislang nicht gesicherte Konstrukte wie Sluggish Cognitive Tempo (SCT). Die Tests haben keinen klinischen Aussagewert, da sie ohne wissenschaftliche Fundierung sind (siehe auch: Kritik).
Das Projekt ist spendenfinanziert. Nach Angaben des Betreibers sollen sich die jährlichen Kosten des Projekts auf 88.500 € (2025) belaufen.[5] Es handele sich um technische Betriebskosten sowie Aufwände zur Verlegung eigener (allerdings dennoch kostenpflichtiger) Printexemplare, das Halten von Vorträgen und die Gewährleistung von Unabhängigkeit und Kostenfreiheit. Seit 2020 sammelte der ADxS e. V. Spenden im sechsstelligen Bereich.
Das Projekt macht aufgrund der Nutzung eines gehobenen sprachlichen Ausdrucks den Eindruck einer Informationsquelle, hinter der eine professionelle medizinische Urheberschaft steht. Betreiber sind jedoch medizinische Laien, was sich auch in den zahlreichen kritisch zu sehenden medizinisch präsentierten Informationen widerspiegelt.
Besonders zu erwähnen ist, dass die Website Online-Tests beinhaltet, welche keinerlei Gütekriterien erfüllen und mangels wissenschaftlicher Fundierung weder ADHS erfassen, noch einen Hinweis auf ADHS geben können und daher als unseriös und bedenklich einzustufen sind. Die Tests haben bestenfalls spielerischen Charakter. Fragen lauten zum Beispiel "Wirst Du innerlich unruhig, wenn Du nicht selbst handeln, sondern das handeln anderer begleiten sollst?" (sic), "Musst Du hinschauen, wenn in einer Kneipe ein Fernseher läuft?" oder "Wie häufig spielst Du Computerspiele länger als eine Stunde am Stück?". Dabei handelt es sich um diffuse Fragen, die in keinem inhaltsvaliden Zusammenhang mit der Diagnose ADHS oder einer anderen beliebigen psychischen Störung stehen würden. Die elektronischen Fragebögen werden jedoch irreführender Weise dargestellt, als würden sie gültige diagnostische Informationen an Patient:innen ausgeben. Dies ist als gefährlich einzustufen, da Patient:innen diagnostisch unbelastbar suggeriert wird, dass sie mit einer angeblichen gewissen Wahrscheinlichkeit an einer psychischen Störung leiden. Weiterhin ist als problematisch anzusehen, dass unter Berufung auf den Online-Test – unter Nachahmung eines wissenschaftlichen Sprachstils – auch als evidenzbasiert präsentierte Faktendarstellungen vorgenommen werden.
Der vorgebliche Einsatzbereich des Tests wird mit der eigensinnigen Logik begründet, dass eine durch Experten durchgeführte differenzialdiagnostische ADHS-Diagnostik im Rahmen der psychiatrischen Exploration auf Basis von Diagnosemanualen vollzogen werde. Folgerichtig seien auf Grundlage von Fragen, wie sie weiter oben beispielhaft zitiert werden, Befunde zu erwarten, "wie sie nach DSM 5 und ICD 10 zu erwarten sein könnten". Ein Arzt würde laut ADxS.org schließlich ebenfalls keine standardisierten Skalen-Items verlautbaren. Insofern soll der ADHS-Online-Test offenbar mit einem professionellen explorativen Arztgespräch (sog. qualifizierte Gesprächsführung) gleichgesetzt werden. Auf Grundlage der oben zitierten Items und auf unklare Weise kalkulierten Ergebnisse des Tests solle der Proband schließlich dazu angeregt werden, eine ärztliche Diagnostik in Anspruch zu nehmen.
Letztendlich basiert der Symptomtest auf den diagnostischen Manualen von DSM 5, ICD 10 und anderen. Diese werden anhand von Sachverhaltsfragen ermittelt, so wie es ein Arzt aufgrund seiner Erfahrung in einem diagnostischen Gespräch ebenfalls tun würde, ohne dass diese Fragen im Einzelnen validiert wären. Eine ärztliche Diagnose stützt sich indes noch auf (mehrere) weitere Fragebögen und Tests, die ihrerseits validiert sind. Daher können unsere Onlinetests niemals eine ärztliche Diagnose ersetzen und dienen nur als Anregung dazu, eine solche wahrzunehmen (sic).[10]
– ADxS.org
Der mit Hilfe eines diagnostisch unsinnigen Algorithmus erzeugte Ratschlag, aufgrund vermeintlicher klinischer Anzeichen einer psychischen Erkrankung eine ärztliche Diagnostik in Anspruch zu nehmen, kann hochsuggestiven Einfluss auf den Probanden haben. So sind Teilnehmer beispielsweise dem Risiko eines (quasi) iatrogenen Hineinsteigerns in nicht vorhandene ADHS-Symptome ausgesetzt. Diese können dann das Risiko einer Fehldiagnose erhöhen.