Mehr Sicherheit für ADHS-Patienten
Medikamenten-Ausweis nach § 4 Abs. 3 BtMG
Siehe auch: Behandlung (Hauptartikel)
ADHS-Coaching | |
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Indikation | ADHS-Therapie |
Wirksamkeit | bislang nicht hinreichend[1] untersucht |
Coaching bezeichnet im Allgemeinen einen individualisierten Beratungs- Begleitprozess im Einzelsetting, der sich eher an Erwachsene richtet.
Ein ADHS-spezifisches Coaching zielt - als vordergründige Anleitung zur Selbsthilfe - auf die Optimierung von Fertigkeiten im Bereich Selbstmanagement und Selbststrukturierung ab. Aufgabe eines Coaches ist, den ADHS-Betroffenen bei der Tages- und Alltags-Strukturierung und bei der besseren Bewältigung von Aufgaben im beruflichen wie privaten Kontext zu unterstützen. Der Coach wirkt dabei verstärkend und begleitend und setzt gemeinsam mit dem Klienten ein konkretisiertes Veränderungsprojekt um. Dabei soll der Klient auch in seiner unmittelbaren Lebens- und Alltags-Umwelt zum Erreichen der erstrebten Ziele angeleitet werden und immer wieder Feedback und Lob erhalten[2]. Coaching-Konzepte können als Therapiebaustein in ein multimodales Therapiekonzept integriert werden.
Hinsichtlich der Wirksamkeit von spezifischen ADHS-Coaching-Maßnahmen liegt bislang nur eine einzige australische Studie vor. Dabei konnten im Rahmen einer kognitiv-verhaltenstherapeutischen Intervention in Kombination mit einem spezifischen ADHS-Coaching gute Ergebnisse erzielt werden.[3]
Von D'Amelio et al. wurde für den deutschsprachigen Raum ein manualisiertes, 8-phasiges Konzept zur Anwendung eines ADHS-spezifischen Coachings erstellt.[4] Wissenschaftliche Daten, welche nähere Angaben über die Effektivität dieses Konzepts machen, liegen jedoch noch nicht vor.
Ein von D'Amelio et al. konzeptualisiertes Modell schlägt ein spezifisches Coaching-Konzept für ADHS im Erwachsenenalter vor:[5]
Zunächst verschaffen sich Coach und Klient gemeinsam einen Überblick über die aktuelle Lebenssituation und den ADHS-spezifischen Schwierigkeiten. Im Anschluss soll auf der Grundlage der identifizierten Probleme das grundlegene Veränderungsprojekt gestaltet und für die weitere Umsetzung vorbereitet werden.
Mit Hilfe des Coaches soll es dem Klienten gelingen, sich seine Kompetenzen und Ressourcen zu vergegenwärtigen. Da ADHS-Betroffene aufgrund oftmaliger negativer Vorerlebnisse ein hohes Maß an Resignation und Demoralisierung aufweisen, soll dies zur Stärkung der Selbstwirksamkeitsüberzeugung dienen.
Das in Stufe 1 skizzierte Veränderungsprojekt soll nun genauer beschrieben werden. Dabei kann eine Kosten-Nutzen-Analyse hinsichtlich bestehender Probleme weitere, bislang unberücksichtigte Problem-Aspekte zum Vorschein bringen und dadurch ein umfassenderes Problemverständnis bewirken.
Coach und Klient erörtern gemeinsam, welche Verbesserungen oder Veränderungen, die seine Lebenssituation positiv beeinflussen können, erwünscht sind und angestrebt werden sollen. Dabei sollte berücksichtigt werden, dass nur realistisch erreichbare Ziele ausgewählt werden. Zur Aufrechterhaltung der Motivation sollen komplexe Ziele dabei stets in übersichtlicherer Teilziele strukturiert werden.
In dieser Stufe sollen notwendige bridging the gap-Maßnahmen überlegt werden, die umgesetzt werden können, um vom IST-Zustand in den SOLL-Zustand überzugehen. Dies kann neben Änderungen auf Verhaltensebene auch zieldienliche Anpassungen hinsichtlich auf Einstellungs und Interaktionsebene umfassen.
Auf der Basis des erarbeiteten Maßnahmenkataloges soll der Klient nun selbstständig seinen problematischen Zustand bearbeiten, bis der angestrebte Ziel-Zustand erreicht wird. Gemeinsam mit dem Coach sollten getroffene Lösungsschritte dabei immer wieder auf ihre Wirksamkeit untersucht werden, um einer Stagnation oder Resignation entgegenzuwirken.
Wenn der aktuelle IST-Zustand schließlich mit dem zuvor definierten SOLL-Zustand übereinstimmt, gilt das Ziel des Veränderungsprojektes als erreicht. Damit der Klient auch in Zukunft weitere Veränderugsprojekte selbstständig angehen kann, wird der gesamte Veränderungsprozess rekapituliert.
In der letzten Stufe bestimmt der Klient Maßnahmen zur langfristigen Stabilisierung seines Veränderungsprojekts. Dabei wird auch herausgearbeitet, nach welchen Prinzipien der Klient sein Handeln zukünftig ausrichten möchte.
Die Begriffe Coach oder ADHS-Coach unterliegen keinen rechtlichen Bestimmungen und können daher als Titel von jeder Person geführt werden. Im deutschsprachigen Raum bestehen bislang keine einheitlichen oder verbindlichen Ausbildungsinhalte für ein ADHS-spezifisches Coaching, auch von Fachgesellschaften akkreditierte Kriterien bezüglich der Durchführung eines Coaching-Prozesses bei Erwachsenen mit ADHS existieren bislang nicht. Somit wird im Einzelfall nicht unbedingt klar, ob es sich bei einem ADHS-Coach um eine Person mit wissenschaftlich begründetem Wissen im Bereich des Störungsbilds ADHS sowie den Kernbereichen Ressourcen-Aktivierung, Problem-Analyse- und Lösung und Strukturvermittlung handelt.