Netzhautdiagnostik
Als Netzhautdiagnostik (pERG (pattern electroretinography)) wird eine Messmethode bezeichnet, bei der mittels eines Elektroretinoprogramms die Ganglienzellen-Aktivität in der Netzhaut gemessen wird. Die Messmethode findet in der Ophthalmologie (Augenheilkunde) und in der Neurologie Anwendung. Neuere Untersuchungen weisen darauf hin, dass die Netzhautdiagnostik möglicherweise als objektives Messinstrument zur Diagnostik, aber auch zur therapeutischen Unterstützung von ADHS beitragen könnte, da bei Betroffenen von einem verstärkten intrazellulären Hintergrundrauschen im Sinne einer stärkeren reizunabhängigen Nervenzellenaktivität ausgegangen wird.[1] Siehe auch: Biomarker.
Funktionsweise
Bei der Untersuchung wird der Patient einem visuellen Reiz ausgesetzt (meist ein Schachbrettmuster mit schnell wechselnder Kontrastumkehr), während am Hinterhauptspol die visuell evozierten Potenziale über eine Elektrode aufgezeichnet werden. Ausschläge auf der EEG-Kurve weisen dabei auf ein pathologisches Geschehen hin.
Netzhautdiagnostik bei ADHS
Da ADHS als psychiatrische Diagnose bislang lediglich anhand der Krankengeschichte und psychologischer Tests festgestellt wird, könnte die Netzhautdiagnostik als objektives Untersuchungsverfahren zur ADHS-Diagnostik eingesetzt werden. Erste Untersuchungen mit erwachsenen Probanden weisen darauf hin, dass
- das intrazelluläre Hintergrundrauschen bei Menschen, die mit den herkömmlichen diagnostischen Verfahren mit ADHS diagnostiziert wurden, signifikant erhöht ist (138 % im Vergleich zur Kontrollgruppe).[2]
- insbsondere der Parameter mangelnde Aufmerksamkeit, allerdings weniger Hyperaktivität mit dem intrazellulären Hintergrundrauschen zu korrelieren scheint
- dass Methylphenidat das Hintergrundrauschen spontan zu reduzieren scheint.
Die Ergebnisse sind jedoch vorläufig und bislang nicht repliziert worden.[3]
Wenn eine Spezifität zu anderen neuropsychiatrischen Erkrankungen wie Depressionen oder Autismus festgestellt werden kann, ließe sich ADHS anhand messbarer Signale objektiv diagnostizieren. Dies wäre einerseits hilfreich, um der vermutlich sehr hohen Rate an Fehldiagnosen sowie der öffentlichen Kontroverse entgegenzuwirken; andererseits ließe sich die individuelle Wirksamkeit von Psychostimulanzien und anderen Therapieformen besser beurteilen.
Siehe auch
Studien
Weblinks
- Hintergrundrauschen in Nervenzellen als Ursache der Aufmerksamkeitsstörung?
- ADHS-Patienten per Augendiagnose erkennen
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