Fluoride
Als Fluoride werden die Salze der Fluorwasserstoffsäure bezeichnet, die chemisch aus Verbindungen aus positiv und negativ geladenen Ionen bestehen. Bestimmte Fluoride können zur Prophylaxe von Karies per Fluoridierung in geringen Mengen als Zusatz und Lebensmitteln (bswp. Speisesalz, Milch) eingesetzt werden. Das Fluorid wird dann beim Verzehr an den Zahnschmelz abgegeben. Weiter finden sich Fluoridzusäzte in Kosmetika (Zahncremes, Mundwässer) sowie in einigen Ländern auch im Trinkwasser. Durch direktes Aufbringen auf die Zähne können Fluoride ebenfalls zur Unterstützung der Kariesprophylaxe zum Einsatz kommen. Die Wirksamkeit von Fluoridanwendungen gilt im Allgemeinen als gut belegt.[1][2]
In Deutschland wird, wie in den meisten europäischen Ländern, das Trinkwasser nicht fluorodiert. Vielen Zahnpflegeprodukten werden jedoch auch in Deutschland Fluoride zugesetzt. Die Stadt Basel stellte im Jahr 2003 die Fluoridierung von Trinkwasser aus Sorge um Fluorid-Überversorgung ein.[3]
Inhaltsverzeichnis
Schädliche Wirkungen
Fluoride und deren Komplexsalze können unter Umständen toxische Wirkungen haben. Die Toxizität ist jedoch von verschiedenen Faktoren, wie beispielsweise dem Löslichkeitsverhalten, dem PH-Wert des Fluorids sowie dem Fluoridgehalts des jeweiligen Produkts abhängig. Eine zu hohe Fluoridaufnahme, etwa durch versehentlichen Verzehr vieler Fluoridtabletten oder versehentlicher Überfluoridierung von Trinkwasser durch technische Fehler, ist eine akute Fluoridvergiftung, eine sogenannte Fluorose, möglich. Eine Fluorose kann in schweren Fällen auch tödliche Folgen haben.[4][5] Im Weiteren bestehen Vermutungen, dass die Anwendung auch von niedrig konzentrierten Fluorverbindungen Krebs verursachen und das Nervensystem nachhaltig schädigen kann.[6] Eine Untersuchung der IARC war im Jahr 1982 jedoch zu dem Ergebnis gekommen, dass es hinsichtlich der dem Trinkwasser zugesetzten Fluoride keine Anzeichen gibt, die auf krebsfördernde oder -erzeugende Wirkungen hinweisen.[7]
Im Allgemeinen geht von den in Zahncremes verwendeten Fluoride Calciumfluorid und Alumuniumfluorid jedoch eine nur verschwindend geringe Gefahr einer Fluorose aus. Diese besitzen eine nur geringe Toxizität und sind in den verwendeten Dosen nicht schädlich für den menschlichen Körper. So müsste etwa ein 15kg schweres Kleinkind den Inhalt etwa einer Tube Zahncreme verzehren, um eine Fluoridvergiftung zu erleiden.[8]
Fluoride als Auslöser für ADHS
Eine Metastudie der Harvard School of Public Health und der Icahn School of Medicine aus dem Jahr 2014 kommt zu dem Schluss, dass Fluoride ab einer Konzentration von 0,9 und 11 mg/L im Trinkwasser neben anderen chemischen Stoffen möglicherweise unmittelbar an der Entstehung von ADHS und anderen benachbarten neurologischen Störungen, wie Autismus-Spektrum-Störungen und Legasthenie, beteiligt sein könnten.[9] So sollen außerdem die IQ der Kinder um etwa 7 Punkte niedriger liegen als bei Kindern, die in Gegenden mit geringerer Fluoridkonzentration (< 0,9 mg/L) leben. Kritiker wie der Universitätsprofessor David Coggon von der University of Southhampton sehen jedoch signifikante Schwachstellen sowohl in der durchgeführten Metastudie, als auch in vielen der 27 vornehmlich aus China stammenden Untersuchungen selbst, die für die Erstellung der Meta-Studie herangezogen wurden. Auch seien die von den Autoren gezogenen Schlüsse nicht überprüfbar und hätten eher spekulativen Charakter.[10]
Siehe auch
Weblinks
- Fluoridierung, Wikipedia
- Wissenschaftlich belegte Geschichte des Fluors und der Fluoridierung
- Patienteninformation der Bundeszahnärztekammer und der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (PDF; 125 kB)
- Fluoride in Drinking Water. A scientific review of EPA's standards - US National Research Council (Engl.)
- Fluoride in Drinking-water - WHO World Health Organization (Engl.) (PDF; 1,1 MB)
- Fluoridation Revisited - Murray N. Rothbard über Geschichte und Risiken der Fluoridierung (Engl.)
Literatur
- Max Otto Bruker, Rudolf Ziegelbecker: Vorsicht Fluor. Das Kariesproblem. Verlag emu. 7. Auflage 2005. ISBN 3-89189-013-3
- Krista Federspiel: Zahn um Zahn. Vom Umgang mit Zahnproblemen und Zahnärzten. Ein Ratgeber. Köln: Kiepenheuer & Witsch. 1996. ISBN 3-462-02182-6 (erstmals erschienen 1986)
- L. Stößer, R. Heinrich-Weltzien: Kariesprävention mit Fluoriden. Teil II: Klinische Applikationsformen der Fluoride sowie Fluoridstoffwechsel und Toxikologie (PDF; 186 kB) Übersichtsartikel aus Oralprophylaxe & Kinderzahnheilkunde 29 (2007), Deutscher Ärzte-Verlag, Köln, S. 65–70.
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Einzelnachweise
- ↑ http://cdc.gov/mmwr/preview/mmwrhtml/rr5014a1.htm
- ↑ http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20091655?dopt=Abstract
- ↑ http://dx.doi.org/10.1038%2Fsj.bdj.4812863
- ↑ Meiers P.: Fluoridvergiftung - mit besonderer Berücksichtigung der Kariesprophylaxe (118 Ref.); Erfahrungsheilkunde 36 (1987) 162
- ↑ Bruker M.O., Ziegelbecker R.: Vorsicht Fluor; 7. Auflage, emu-Verlags GmbH, Lahnstein, 2005
- ↑ P. Meiers: Does Water Fluoridation have Negative Side Effects? A Critique of the York Review, Objective 4, Sections 9.1–9.6. In: Journal of Orthomolecular Medicine. 16, Nr. 2, 2001
- ↑ http://monographs.iarc.fr/ENG/Monographs/vol27/volume27.pdf
- ↑ http://de.wikipedia.org/wiki/Fluoride
- ↑ http://www.thelancet.com/journals/laneur/article/PIIS1474-4422%2813%2970278-3/abstract
- ↑ http://www.rawstory.com/rs/2014/02/14/disputed-study-links-fluoride-other-chemicals-to-erosion-of-child-iqs/