Mehr Sicherheit für ADHS-Patienten
Medikamenten-Ausweis nach § 4 Abs. 3 BtMG
Die positiven Auswirkungen sportlicher Betätigungen auf die ADHS-Symptomatik werden seit einiger Zeit diskutiert. Ein Aspekt auch des öffentlichen Diskurses ist dabei die Hypothese, dass Mängel an körperlicher Betätigung zur Ausbildung der ADHS beitragen können.
Aufgrund der Heterogenität der Verhaltensstörung ADHS richtet sich die Behandlung nach der individuellen Problematik des Patienten. Einzelne Therapieelemente sind isoliert angewendet meist wenig effektiv, da sie nur auf einzelne Bereiche der multifaktoriellen ADHS-Problematik wirken.
Positive Effekte von chronischer und akuter sportlicher Betätigung auf einzelne Bereiche der Symptomatik sind aber nachgewiesen. Verschiedene Studien konnten positive Auswirkungen auf Verhalten und Kognition bei betroffenen Patienten aufzeigen.[1][2][3][4][5] Zudem profitierte ein Großteil der Teilnehmer von einer Steigerung von Selbstbewusstsein, Selbstwertgefühl und sozialer Kompetenz.[6][7] Bei regelmäßiger Teilnahme an Mannschaftssportarten wurde zudem über das Lernen sportlich-fairen Verhaltens ein positiver Einfluss auf das generelle Sozialverhalten festgestellt.
Aufgrund der Heterogenität der ADHS-Symptomatik richtet sich die Behandlung nach der individuellen Indikation. Sportliche Betätigung eignet sich deshalb, so wie sämtliche einzelnen Behandlungsoptionen ebenfalls, nicht allein zur Therapie einer behandlungsbedürftigen, also mittelschwer bis schwer ausgeprägten ADHS. Vielmehr empfiehlt es sich, Sport als ergänzende Komponente eines multimodalen Behandlungskonzepts einzusetzen, da körperliche Bewegung das Allgemeinbefinden flankiert und so den Therapieerfolg unterstützen kann.
Grundsätzlich eignet sich für Betroffene jede Sportart. Besondere Wichtigkeit kommt zu Gunsten dauerhafter Effekte auf die Symptomatik der Kontinuität der ausgeübten Bewegung zu, weshalb bevorzugt eine Sportart gewählt werden sollte, die den Betroffenen auch über längere Zeiträume Freude macht. Lassen sich Probleme, die bei Teamsportarten auftreten, über längere Zeiträume nicht vermindern, kann eine Individualsportart (zum Beispiel Joggen, Wandern, Radfahren, asiatische Kampfsportarten) die geeignetere Wahl sein.
Verschiedene Untersuchungen machen deutlich, dass die sportliche Teilnahme seitens der Eltern und Sportlehrer ADHS-betroffener Kinder und Jugendlicher häufiger als problematisch eingestuft wird. Nach Eltern- und Lehreraussage wiesen vor allem ADHS-Betroffene mit schwerer Symptomatik oftmals ein aggressives, ablenkbares und impulsives Verhalten insbesondere in Situationen in Mannschaftssportarten auf und sollen eine erhöhte Bereitschaft zu riskantem Verhalten haben, was die Verletzungsgefahr von sich selbst und anderen deutlich steigern könne.[8] Zudem fiele die soziale Integration in Gruppensportarten eher schwer, Regelverstöße, bzw. das Vergessen von Regeln seien häufig. Die Empfehlungen hinsichtlich bevorzugter Sportarten für Betroffene mit entsprechender Symptomatik gehen daher regelmäßig in die Richtung von Individualsportarten.[9] Diese Beobachtungen haben jedoch für den Einzelfall keinen Wert.
Besonders im Setting des Schulsports sollte von Lehrern bzw. Trainingsleitern die mögliche Stigmawirkung sowohl der Diagnose, als auch der ADHS-Symptomatik berücksichtigt werden. Soziale Ausgrenzungen oder Hänseleien aufgrund eventueller koordinativer oder motorischer Defizite können vermieden werden, indem beispielsweise auf Mannschaftswahlen von vornherein verzichtet wird. Der Umgang des Sportlehrers / Trainers mit dem Betroffenen ist bezüglich bestimmter Verhaltensweisen entscheidend. Dauerhafte Isolation in eine Außenseiter-Position sollte genauso vermieden werden, wie häufiges, stigmatisierendes Strafen oder Ermahnen. Hier zeigt sich die Wichtigkeit der Symptomkenntnis auch von Sportlehrern und Trainern.
Es gibt keine Hinweise darauf, dass Bewegungsmangel allein als Auslöser für ADHS in Frage kommt. Dies bedeutet jedoch nicht, dass Bewegungsmangel nicht zur Verschlechterung einer vorhandenen ADHS-Symptomatik beitragen kann.
Das als spezifisches Stimulans klassifizierte Methylphenidat steht aktuell auf der Dopingliste und ist während des Wettkampfes nicht erlaubt. Soll das Medikament vor einem Wettkampf abgesetzt werden, muss beachtet werden, dass dies ausreichend früh geschieht, da Metaboliten von Methylphenidat, die von der Doping-Analytik erfasst werden, längerfristig nachweisbar sind.
Entsprechend der Doping-Regularien haben Leistungssportler die Möglichkeit der Beantragung einer medizinischen Ausnahmegenehmigung. Für die Antragsstellung sind medizinische Unterlagen sowie eine Stellungnahme von einem klinischen Experten vorausgesetzt. Die Unterlagen müssen mindestens 30 Tage vor dem Wettkampf eingereicht werden. Wurde die ADHS-Diagnose erstmals im Erwachsenenalter gestellt, ist eine Bestätigung der Diagnose durch eine unabhängige zweite Expertenmeinung erforderlich.[10]
Unroblematisch sind die Medikamente Intuniv und Strattera, welche nicht auf der Doping-Liste stehen.