Mehr Sicherheit für ADHS-Patienten
Medikamenten-Ausweis nach § 4 Abs. 3 BtMG
Leandroo ist der Codename eines Software-Algorithmus, der seit November 2016 von der Organisation Caudatus Research entwickelt wird. Bei Leandroo handelt es sich um ein diagnostisches XPS[1] für die klinische Praxis. Als Anwender sind Fachärztinnen und -Ärzte vorgesehen. Der Algorithmus soll die ärztliche Verordnunugsheuristik mithilfe einer Kombination diverser datenbasierter Systeme ergänzen, indem über die Eingabe spezifischer Patientenparameter Arzneimittel vorgeschlagen werden, die sich für den betrachteten Patienten eignen können. Behandelnden Ärzten soll so eine datenbasierte Second Opinion ermöglicht werden. Ein genauer Releasetermin wurde bislang noch nicht bekanntgegeben.
Die Namensgebung des Projekts stellt eine Hommage an den italienischen Chemiker Leandro Panizzon dar, welcher als Entdecker des Methylphenidats gilt.
Dem Projekt liegen verschiedene Schlüsselprobleme aus der klinischen Praxis zu Grunde, die sich im Rahmen der ADHS-Pharmakotherapie gezeigt haben, darunter zum Beispiel:
Über eine Eingabemaske werden die verschiedenen Patientenparameter über verschiedene Kategorien hinweg abgefragt. Dies können beispielsweise sein:
Des Weiteren erlaubt die Software eine Berücksichtigung von Kontraindikationen und Risikofaktoren, sowie Vorschläge über Arzneimittelkombinationen zur Behandlung von Begleiterkrankungen. Infolge der durch den Arzt getätigten Eingaben schlägt das System in der ermittelten Rangfolge Präparate vor, die für den Patienten geeignet sein können. Die lokale Speicherung des erzielten Ergebnisses ist in Form eines PDF-Dokuments möglich, welches der Anwender herunterladen kann.
Die Entwicklungsarbeiten wurden im November 2016 aufgenommen. Diese umfassten bis März 2017 die Gewinnung und Aufbereitung der notwendigen Daten. Ab April 2017 wurde mit der Datenimplementierung und der Frontend-Entwicklung begonnen. Ein Internal Build der Software ist seit Mai 2017 funktionsfähig. Das technische Entwicklerteam führt der externe Frontend-Developer Jemar Jude Maranga an. Gegenwärtig bilden das Entwicklerteam:
Technische Leitung
Frontend Developer
Der Datenbestand setzt sich momentan aus etwa 800 Einzelwerten und 56 Parametern zusammen, welche über das Frontend verbal abgefragt werden können. Die Daten wurden aus unterschiedlichen Quellen gewonnen und sind mit unterschiedlichen Realisierungsprinzipien verbunden.
Im Build von September 2017 arbeitet die Software mit insgesamt 17 in Deutschland verfügbaren Fertigpräparaten in vier Kategorien, darunter:
Die Entwicklungsversionen berücksichtigen bislang nur die Indikation ADHS bei Kindern und Jugendlichen. Eine Version für die Erwachsenentherapie befindet sich in Entwicklung.
Dem System wird unter anderem in Java programmiert. Es ist eine Einbettung in ein CMS-Framework vorgesehen.
Biographische Informationen, welche Rückschlüsse auf den einzelnen Patienten zulassen würden, werden von Leandroo nicht abgefragt und demzufolge auch nicht gespeichert. Die Datenübertragung erfolgt über ein SSL-Verschlüsselungsprotokoll.[2]
Zu den zentralen Problemfeldern klinischer Softwarelösungen zählt das Risiko systematischer Verzerrungen (Biases). Im Fall von Leandroo ist diese Problematik bedeutsam, da der Algorithmus mit Molekülen oder Freisetzungssystemen arbeiten muss, die noch einem aktiven Patentschutz unterliegen. Darius Krutzek schlug vor, diesem Problem unter anderem mit Transparenzmaßnahmen entgegenzuwirken. Wenn man die Validität des Algorithmus nicht nachvollziehbar belegen könne, sei sein Nutzen zweifelhaft. Vorgeschlagen wurde unter anderem eine nachvollziehbare Aufschlüsselung der statistischen Daten, mit denen der Algorithmus arbeitet (Quelloffenheit). Für einen Großteil der Rohdatenbasis sei dies möglich, da diese aus vergleichbaren Kategorien gewonnen worden seien (Freisetzungsmechanismen und -Intervalle, initiale und verzögerte Dosierungsanteile, Hilfsstoffe, Häufigkeitskategorien von Nebenwirkungen in den Fachinformationen etc.).
Die Finanzierung des Projekts erfolgt ausschließlich durch private Fördermittel aus dem Fond von Caudatus Research. Eine Beteiligung durch privatwirtschaftliche Drittmittel (Sponsoring, Spenden) schließt die Organisation grundsätzlich aus.