Mehr Sicherheit für ADHS-Patienten
Medikamenten-Ausweis nach § 4 Abs. 3 BtMG
Therapeutisches Reiten | |
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Indikation | ADHS-Therapie |
Therapieform | symptomatisch |
Wirksamkeit | noch unzureichend belegt |
Wirkung | k.A. |
Als therapeutisches Reiten, Reittherapie oder Pferdetherapie werden psychologische, pädagogische, pschotherapeutische, rehabilitative, sozial-integrative, aber auch beispielsweise ergotherapeutische Maßnahmen bezeichnet, welche über das therapeutische Medium Pferd umgesetzt werden. Das therapeutische Reiten findet bei vielfältigen körperlichen, seelischen und sozialen Entwicklungsstörungen oder Behinderungen Anwendung, darunter zunehmend auch bei ADHS.
Gegenwärtig bestehen vielfältige Wirkannahmen, jedoch sind empirische Evaluationsstudien zur Wirksamkeit des therapeutischen Reitens bei ADHS noch selten. Die bisherige Untersuchungslage setzt sich überwiegend aus Einzelfallstudien oder Studien mit geringen Teilnehmerzahlen zusammen. Nach dem gegenwärtigen Forschungsstand kann sich therapeutisches Reiten ergänzend zur Integration in ein multimodales Therapiekonzept eignen. Als Monotherapie ist es weniger geeignet.
ADHS-spezifische Konzepte therapeutischen Reitens haben in den letzten Jahren zunehmend Verbreitung bei Anbietern von Reittherapien gefunden. Solche Therapien scheinen besonders für Kinder geeignet, die größere Schwierigkeiten im Beziehungsaufbau und Bindungsverhalten sowie im Sozialverhalten in der Gruppe haben.[1] Als maßgebliche mögliche Vorteile der ADHS-Reittherapie werden genannt:
Die gegenwärtig vorliegenden Studien liefern unterschiedliche und teils widersprüchliche Ergebnisse hinsichtlich der Wirksamkeit von Reittherapien auf die ADHS-Symptomatik, individuelle Verhaltensprobleme und einzelne Bereiche wie Familie und Schule.[5]
In einer qualitativen Einzelfalldarstellung von Hamsen[6], in welcher sechs Kinder mit ADHS-Diagnose über eine Zeitraum von 15 Wochen zweimal wöchentlich am therapeutischen Reiten teilnahmen, konnten positive Auswirkungen der Reittherapie auf die motorischen sowie die Aufmerksamkeitsleistungen der Kinder festgestellt werden. Die Verbesserung der Aufmerksamkeitsleistungen konnte dabei auch laut Lehrer-Feedback bestätigt werden.
Eine methodisch aufwändigere Untersuchung von Riedel, welche 30 Kinder mit ADHS-Diagnose mit einschloss, die über 15 Wochen zweimal wöchentlich an der Reittherapie teilnahmen, konnte eine Verbesserung der motorischen Retardation sowie der Ausdauerleistungsfähigkeit und ein ruhigeres Verhalten aufgrund einer Veränderung der Aktivität des vegetativen Nervensystems aufzeigen.[7]
Positive Effekte bei Kindern mit ADHS zeigte auch eine Pilotstudie von Cuyper, de Ridder und Strandheim mit fünf ADHS-diagnostizierten Kindern.[8]
Eine Untersuchung der Technischen Universität Braunschweig (N=19) konnte die genannten Verbesserungen der psychischen Symptomatik in Teilen bestätigen, fand jedoch keine weiteren positiven Effekte hinsichtlich Selbstwert und Empathiefähigkeit. Daneben konnten, entgegen der bisherigen Untersuchungsergebnisse, keine generalisierten positiven Verhaltenseffekte auf den familiären oder schulischen Bereich festgestellt werden.
Heilpädagogisches Reiten und andere reittherapeutische Angebote sind meist privat zu tragen.[9] Bei einigen Institutionen der Kinder- und Jugendhilfe gehören sie zum methodischen Angebot und können Teil ambulanter Hilfen sein oder über den Pflegesatz bezahlt werden.