Mehr Sicherheit für ADHS-Patienten
Medikamenten-Ausweis nach § 4 Abs. 3 BtMG
Als Rebound-Effekt oder Absetz-Effekt (von engl. rebound ‚Rückprall‘) wird das verstärkte Wiederauftreten von Symptomen infolge des Nachlassen der Medikamentenwirkung (vornehmlich Stimulanzien) bezeichnet.[1] Bis zu einem Drittel der mit Stimulanzien behandelten ADHS-Patienten erleben beeinträchtigende Rebound-Effekte.[2] Die mit Stimulanzien assoziierten Rebound-Beschwerden erhöhen das Risiko eines Therapieabbruchs[3] Rebound-Beschwerden dürfen nicht mit Medikamentennebenwirkungen (wie beispielsweise Angst und depressiver Verstimmung) verwechselt werden, welche häufig unter Stimulanzieneinnahme auftreten. Es herrscht Unklarheit über den Anteil jener Patienten, bei welchen vermeintliche Rebound-Effekte aufgrund einer Fehldiagnose und medikamentöser Fehlbehandlung mit Nebenwirkungen verwechselt werden, da empirische Daten zu fehldiagnostizierten Patienten fehlen.
Rebound-Effekte können insbesondere dann auftreten, wenn die Wirkung von Psychostimulanzien wie Methylphenidat, nachlässt. Die ADHS-Symptome treten dann wieder zutage und können vom Patienten und seiner Umwelt stärker wahrgenommen werden, als üblicher Weise ohne Medikation. Die Symptome des Rebounds werden meist als besonders unangenehm empfunden, wenn die Medikamentenwirkung abrupt und nicht sukzessiv nachlässt (On-/Off-Phänomen). Zu den als Rebound wahrgenommenen Empfindungen können neben den wiedereintretenden Grundsymptomen gehören:
Aufgrund der durch die Medikation mit Stimulanzien erwirkten Rezeptorenreduktion kommt es vermutlich es zu einer reversiblen Verminderung der Empfindlichkeit auf die körpereigenen Neurotransmitter. Die genauen Mechanismen, die dem Phänomen zu Grunde liegen, werden aktuell erforscht.
Als weitere Ursache kommt eine medikamentöse Fehlbehandlung mit Stimulanzien infolge einer noxisch wirkenden ADHS-Fehldiagnose in Frage. Bei bestimmten Kontraindikationen (darunter zum Beispiel bipolare Störung, Angststörung, Schizophrenie) können zum Beispiel verzögert (beim Abklinken der Wirkung) affektive Nebenwirkungen auftreten, welche von den Patienten als quälend empfunden werden. Dabei handelt es sich nicht um Rebound-Effekte, sondern um Nebenwirkungen aufgrund eines kontraindizierten Einsatzes des Stimulans. Da Stimulanzien aber (auch bei Fehlbehandlung) dennoch das exekutive Funktionsniveau erhöhen, laufen klinische Praktiker Gefahr, die Stimulanzientherapie als erfolgreich, und die erheblichen Nebenwirkungen als in Kauf zu nehmende Rebound-Effekte zu fehlinterpretieren. Gegebenenfalls erfolgt infolgedessen eine ergänzende (eventuell wenig effektive) Fehlbehandlung mit Antidepressiva oder Neuroleptika.
Einem wiederholenden Einsetzen des Rebound-Effekts kann entgegengewirkt werden, indem auf ein Retardpräparat, oder auf ein alternatives Medikament ausgewichen wird, bei dem die Rebound-Effekte gegebenenfalls weniger intensiv oder gar nicht auftreten.
Bei Einsetzen der Beschwerden am Abend kann an eine zusätzliche Gabe niedrigdosierten, kurzwirksamen Methylphenidats gedacht werden, sofern der Patient dabei keine Einschlafprobleme entwickelt.
α2-Adrenozeptor-Agonisten wie Clonidin und Guanfacin stehen im Verdacht, Rebound-Beschwerden dämpfen zu können, die in der Therapie mit Stimulanzien auftreten. Clonidin und Guanfacin können jeweils mit Stimulanzien kombiniert werden.
Der einsetzende Rebound-Effekt stellt während des Führens von Kraftfahrzeugen im Straßenverkehr einen Risikofaktor dar.[4] Mit dem Wiedereinsetzen der Symptome Unaufmerksamkeit und Impulsivität ist die Unfallgefahr erhöht.