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ADHS in den Medien

Aus ADHSpedia
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Ausgabe der Zeitschrift Stern vom 29.10.2009

Dieser Artikel behandelt das Thema ADHS in den Medien. Allgemeine Informationen über ADHS finden Sie unter Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung.

ADHS wird in der Öffentlichkeit bereits seit den 1970er Jahren kontrovers diskutiert. Der Diskurs konzentriert sich dabei vor allem auf die medikamentöse Behandlung von Kindern und Jugendlichen[1][2][3][4], widmet sich aber auch Fragestellungen hinsichtlich neuer und alternativer Behandlungsmöglichkeiten. Berichte in den (zunehmend auch webbasierten) Massenmedien thematisieren zumeist aktuelle Forschungsergebnisse, aber auch Kommentare von Personen aus dem Fachbereich und arbeiten diese meist journalistisch für ein allgemeines Publikum aus, während Fachverbände, Ärzte und Wissenschaftler allgemeine sowie fachliche Informationen oder Stellungnamen in Fachmedien veröffentlichen.[5][6][7][8][9]

Das Thema ADHS ist etwa seit der Jahrtausendwende auch in Selbsthilfeforen im Internet ein Thema, das von Laien, Betroffenen und Experten gleichermaßen öffentlich diskutiert wird.

Als einer der ersten Wissenschaflter, der sich kritisch und mit öffentlicher Resonanz mit ADHS und ihrer medikamentösen Behandlung auseinandersetzte, gilt der US-amerikanische Psychiater Leon Eisenberg.

ADHS in den Medien

Ausschnitt der Zeitschrift Focus Schule, Ausgabe Nr.2 aus Mai 2010

Steigende Diagnosezahlen und aufkeimende wissenschaftliche Kontroversen um das Thema ADHS und ihre Behandlung zogen als Streitpunkte bereits früh die Aufmerksamkeit der Massenmedien auf sich. Als erster Anstoß zur kritischen öffentlichen Diskussion des Themas ADHS kann der am 29. Juni 1970 in der Washington Post erschienene Artikel „Omaha Pupils given 'Behavior' Drugs“[10] betrachtet werden. Der Zeitungsartikel zog erstmals eine öffentliche, gesellschaftliche Diskussion über die Psychopharmakomedikation bei Kindern nach sich. Der Artikel thematisierte kritisch sowohl die steigenden Verschreibungszahlen von Psychopharmaka, als auch die Verschreibungspraxis:

„Zwischen fünf und zehn Prozent der 62000 Schülerinnen und Schüler, die in dieser Stadt leben, nehmen 'verhaltensregulierende' Medikamente ein, die ihnen von den hiesigen Ärzten verschrieben worden sind. Die Medikamente sollen ihr Verhalten im Unterricht und ihre Aufnahmefähigkeit verbessern. Die betreffenden Kinder werden von ihren Lehrern als 'hyperaktiv' und teilweise als unbeschulbar bezeichnet (...) 'Wir wissen, dass diese Kinder durch die Medikation erfolgreicher und selbstbewusster werden. Sie sind in jedem Falle glücklicher', so ein Arzt aus Omaha. Andererseits beschrieben Eltern, die einer Medikation nicht zustimmen wollten: '... der Lehrer belästigte uns anderthalb Monate lang am Telefon. Sie rief uns jeden Abend an, bis wir so taten, als würden wir der Medikation zustimmen. In seinem nächsten Zeugnis gab die Lehrerin an, dass sich sein Verhalten stark verbessert habe (...) außerdem handeln die Schüler die Pillen auf dem Schulhof. Sie sagen: 'hier, probier meine Gelbe aus, ich nehme dafür deine Pinke.'“

— Maynard, Washington Post, 1970

Nach Veröffentlichung des Zeitungsartikels begann eine Diskussion, welche sowohl in der Öffentlichkeit, als auch in der wissenschaftlichen Fachwelt Wellen schlug.

Methylphenidat und Parkinson

Im Jahr 2002 bescheinigten tierexperimentelle Arbeiten der Göttinger Arbeitsgruppe um Moll, Hüther et al. über eine definitive Verringerung des Dopamintransporters auch nach dem Absetzen von Methylphenidat. Die Arbeitsgruppe interpretierte dies als mögliche Folge einer Hemmung der Ausreifung des dopaminergen Systems in den entsprechenden Hirnarealen. Insbesondere bei fehldiagnostizierten und inkorrekt medizierten Patienten befürchtete Hüther die Ausbildung dopaminerger Mangelsyndrome, darunter Morbus Parkinson:

„Werden aber Kinder mit Ritalin behandelt, die gar kein überstark ausgebildetes dopaminerges System besitzen und nur ähnliche Verhaltensstörungen aufweisen, so würde durch diese ‚Behandlung’ eine defizitäre Ausformung der dopaminergen Innervation in den distalen Zielgebieten (z.B. im Striatum) erzeugt. Damit liefe man Gefahr, die Voraussetzungen für die Entstehung eines Krankheitsbildes zu verbessern, das durch eine unzureichende Aktivität des nigrostriatalen dopaminergen Systems gekennzeichnet ist, aber erst sehr viel später zutage tritt: das Parkinson-Syndrom."[11]

— Gerald Hüther/Helmut Bonney

Ein Zusammenhang zwischen Methylphenidat und Parkinson konnte jedoch nicht belegt werden,[12] an den Forschungsarbeiten beteiligte Fachkollegen Hüthers, darunter Aribert Rothenberger, distanzierten sich von diesen Hypothesen deutlich:

Vor kurzem tauchte eine weitere spekulative Behauptung (...) auf. Der Neurobiologe Prof. Dr. G. Hüther trat an die Öffentlichkeit, um zu erklären, dass Ritalin unter Umständen die Parkinson-Krankheit begünstigen könne, auch wenn es dafür noch keine Nachweise gebe. Sogleich setzte sich o.g. soziologischer Mechanismus in Gang. Voreingenommenheiten und Ängste brachen sich Bahn. Die Äußerungen von Prof. Hüther wurden von seinem Publikum kaum hinterfragt, eher unkritisch verstärkt. So konnten sie Fahrt und Kontur gewinnen. verbreiteten sich über seine Vorträge sowie die Medien sehr rasch. Sie wurden schließlich zu einem handlungsrelevanten Gerücht, dem die Kinder und Jugendpsychiatrie der Universität Göttingen mit einer Eltern-Information und die Deutsche Gesellschaft für Kinder und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie nunmehr mit einer sachbezogenen, offiziellen Stellungnahme entgegengetreten ist (...) Die gegenwärtige Debatte läuft Gefahr, viele Betroffene zu verunsichern und von wirksamer Hilfe abzuhalten. Sie mag aber ihren Nutzen haben, wenn dadurch die Notwendigkeit einer umfassenden biopsychosozialen Sichtweise auf das ADHS-Problem in Erinnerung gerufen und aktualisiert wird.[13]

— Aribert Rothenberger

So wurde, wie von Rothenberger angekündigt, von letzerem, sowie Gerlach und weiteren eine systematische Kritik der Parkinson-Hypothese veröffentlicht.[14] Parkinson-Forscher Heinz Reichmann bezeichnete Hüthers Interpretation als „leichtfertig“.[15] Bislang wurde darüber hinaus kein Fall bekannt, der auf ein erhöhtes Parkinson-Risiko auch nach jahrzehntelanger Methyphenidat-Behandlung hinweist (2010).[16]

Diese bis heute unbelegte Hypothese[17][18] wurde nach Veröffentlichung in der Folge durch das gesamte Medienspektrum wiedergegeben,[19][20] was (insbesondere nach den seinerzeit erst kürzlich verhandelten, auch in Deutschland bekannten Ritalin-Sammelklagen in den USA) eine nachhaltige öffentliche Sensibilisierung und Kontroverse gegenüber dem Thema ADHS und Methylphenidat zur Folge hatte, die nach Expertenmeinungen unbegründet waren.[21][22]

Siehe auch: Gerald Hüther.

Ritalin-Sammelklagen in den USA

Im Jahr 2000 wurden in den Vereinigten Staaten fünf Sammelklagen eingereicht, nach deren Anklagepunkten die Hersteller von Methylphenidat im Bündnis mit der American Psychiatric Association das Krankheitsbild der ADHS lediglich "erfunden" und die öffentliche Verbreitung der ADHS vorangetrieben haben sollen, um mit dem steigenden Absatz des Medikaments einen profitablen Markt zu schaffen. Alle fünf Klagen wurden bis 2002 abgewiesen oder zurückgezogen. Die Medienresonanz der Klagen, deren Verhandlungen sich bis ins Jahr 2002 zogen, erwirkte jedoch weltweit Aufmerksamkeit und entfachte kontroverse Streitpunkte und Diskussionsgrundlagen, die von Kritikern und in Medienberichten bis heute immer wieder aufgegriffen werden, auch wenn diese wissenschaftlichen Belegen oder sonstigen Beweisen entbehren (siehe auch: Ritalin-Sammelklagen).

So äußerten Kritiker im Sinne von Interessenskonflikten die Vermutung, dass die Autoren des Dignosehandbuchs DSM aufgrund nachweislich erhaltener finanzieller Zuwendungen von Pharmaherstellern die Diagnosekriterien der ADHS beabsichtigt zu weit gefasst haben könnten, um durch die so herbeigeführten Überdiagnostizierungen eine Absatzsteigerung der Medikamente zugunsten der Pharmaindustrie zu erreichen.[23][24][25]

ADHS als „Paradebeispiel für eine fabrizierte Erkrankung“

In einem Interview mit dem Wissenschaftsjournalisten Jörg Blech äußerte der US-amerikanische Psychiater Leon Eisenberg im Jahr 2009, dass er ADHS für ein „Paradebeispiel für eine fabrizierte Erkrankung“ halte. Eisenberg erklärte, dass den pathophysiologischen Beteiligungsfaktoren der ADHS in der Behandlung und Diagnostik mindestens genauso hohe Aufmerksamkeit zukommen sollte, wie möglichen psychosozialen Entstehungs- und Ausweitungsfaktoren. Er kritisierte im Weiteren, dass viele Ärzte im Rahmen der Diagnostik nicht sorgfältig genug vorgingen, um bspw. familiäre Schwierigkeiten als symptomatische Ausweitungsfaktoren stärker zu berücksichtigen: „eine Pille verschreibt sich dagegen ganz schnell“, so Eisenberg.[26] Blech stilisierte Eisenberg darüber hinaus als „Erfinder“ der ADHS. Sein Zitat der „fabrizierten Erkrankung“ machte in der Folgezeit Schlagzeilen und wurde insbesondere in der ADHS-Kritik häufig aufgegriffen, was die kritische öffentliche Diskussion um das Thema ADHS wiederbelebte und kritische Resonanz zur Folge hatte.[27]

ADHS im Internet

Ausschnitt eines ADHS-Forums

Etwa zur Jahrtausendwende fand das Thema ADHS auch seinen Einzug ins Internet. Das Informationsangebot zu ADHS im Internet ist mittlerweile unüberschaubar groß, da neben Online-Artikeln großer Verlage[28][29], Fachpublikationen[30][31], Websites von Vereinen[32][33], Verbänden und Selbsthilfegruppen, Wikis[34][35], privaten Websites und Blogs von Einzelpersonen[36], Informationsportalen und Werbekampagnen von Pharmaherstellern[37] und medizinischen Expertenseiten[38] auch eine Reihe von moderierten Diskussionsforen und Selbsthilfeforen mit mitunter mehreren tausend aktiven Mitgliedern existieren. Online-Informationsportale wie beispielsweise das des Zentralen ADHS-Netzes[39] oder des ADHS Deutschland e.V. stellen wissenschaftlich fundierte Informationen bereit, die Experten, Betroffene und Angehörige Betroffener informieren und nehmen in unregelmäßigen Abständen auch zu Medienberichten Stellung.[40]

ADHS in Film und Fernsehen

Es existieren zahlreiche Spielfilme, Reportagen, Dokumentationen und andere filmische Produktionen zum Thema ADHS. Siehe: ADHS-Filme.

ADHS-Magazine (Auswahl)

Ausgabe des ADDitude Mags aus November 2007

In Deutschland

Neue Akzente

Neue Akzente ist ein ADHS-spezifisches Magazin des ADHS Deutschland e.V. Das Magazin kann per Vereinsmitgliedschaft bezogen werden. Inhaltlich widmet sich Neue Akzente der Veröffentlichung wissenschaftlicher Artikel und berichtet über aktuelle Verbandsaktivitäten.[41] Ende 2013 wurde die fünfundneunzigste Ausgabe veröffentlicht.

In den USA

Attention Magazine

Das Attention Magazine ist ein sechsmal im Jahr erscheinendes Magazin des US-amerikanischen Verbands CHADD, das an Verbandsmitglieder ausgegeben wird.

Additude Mag

Das ADDitude Magazine ist ein vier mal im Jahr erscheinendes US-amerikanisches Magazin in englischer Sprache, das sich seit dem Jahr 2000 exklusiv dem Themenspektrum der ADHS widmet. Zu den Autoren gehören unter anderem eine Reihe bekannter Wissenschaftler aus den Fachbereichen Psychotherapie und Psychiatrie. Das ADDitude-Magazin wird von der New Yorker New Hope Media herausgegeben, Gründerin des Magazins ist die US-amerikanische Journalistin Ellen Kingsley.[42] Seit dem Jahr 2007 existiert neben der Printausgabe auch ein umfangreiches Online-Angebot mit Diskussionsforum.[43]

Fachmedien

Deutsche Fachmedien

Deutsches Ärzteblatt

Das Deutsche Ärzteblatt[44] wird von der Bundesärztekammer herausgegeben und informiert regelmäßig über aktuelle Ereignisse aus der Forschung und Wissenschaft. Für das Themengebiet ADHS exisitert auch im Internet eine eigene Kategorie. Das Magazin wird an alle Ärzte in Deutschland herausgegeben. Es finanziert sich durch Werbeanzeigen.

Englische Fachmedien

The Lancet

The Lancet[45] ist ein englischsprachiges medizinisches Magazin mit einem Peer-Review. Das Magazin veröffentlicht in der Kategorie Psychiatry Stellungnahmen und Publikationen zum Thema ADHS. Diese sind über das Internet überwiegend kostenpflichtig erhältlich.

Pharmakampagnen

Eine von der New York Times kritisierte Werbeanzeige des Pharmaherstellers Shire plc

In Deutschland ist Publikumswerbung für Psychopharmaka nach dem Heilmittelwerbegesetz (HWG § 10) nicht gestattet.[46] Das heißt, in der Öffentlichkeit darf grundsätzlich nicht für Stimulanzien geworben werden.

In den USA hingegen dürfen Pharmakonzerne direkt und unbeschränkt beim potentiellen Kunden für Psychopharmaka werben. Im Jahr 2005 investierten Pharmaunternehmen 4,2 Milliarden US-Dollar für Konsumentenwerbung. So finden sich in den Vereinigten Staaten gehäuft Anzeigen in den Printmedien, aber auch Fernseh- oder Radiospots, die zur Behandlung von ADHS geeignete Medikamente bewerben sollen. Siehe auch: Pharmaindustrie.

Pharmawerbung

Die New York Times kritisierte das mitunter aggressive und plakative Vorgehen der Pharmaunternehmen beim Werben für Medikamente, die zur Behandlung psychischer Störungen geeignet sind.[47] So porträtierten Print-Anzeigen des Pharmaunternehmens Shire plc etwa eine "düstere Zukunft", wenn ADHS nicht medikamentös behandelt werde.[48] Eine US-amerikanische Werbeanzeige aus dem Jahr 2008[49] zeigt ein Hochzeitsfoto eines frisch verheirateten Ehepaares, wobei die Abbildung der Braut per Bildbearbeitung herausgelöscht wurde. Große Lettern zeigen in Stempelform darüberstehend das Wort divorced (zu deutsch: geschieden); die Bildunterschrift besagt „Because adults with ADHD may have a lot to lose...", zu deutsch: „weil Erwachsene mit ADHS vieles verlieren können...". Grundlage dieser Statements ist eine Studie von Joseph Biederman et al., die eine zweimal höhere Scheidungsrate bei ADHS-Betroffenen aufzeigt.[50] Angaben darüber, ob eine Stimulanzienbehandlung positive Auswirkungen auf die Stabilität der Ehe hat, wie die Werbeanzeige suggerieren soll, werden in der Studie jedoch nicht gemacht.

Own Your ADHD

Vollständiger Artikel: Own Your ADHD

Baseballprofi Shane Victorino in einer Zeitschriftenanzeige
Ausschnitt aus einem Werbespot von Own your ADHD mit Shane Victorino] auf der Website Everydayhealth.com [51]

Own Your ADHD (zu deutsch: "Stehe zu deiner ADHS") ist eine US-amerikanische Pharma-Werbekampagne, die durch durch den britischen Pharmahersteller Shire plc finanziert und in Zusammenarbeit mit der US-amerikanischen Medienagentur Everyday Health, Inc. auf deren gleichnamiger Website realisiert wurde[52]. In den USA dürfen Pharmakonzerne direkt und unbeschränkt beim potentiellen Konsumenten für verschreibungspflichtige Medikamente werben. In Deutschland ist diese Praxis gesetzlich verboten.

Zur Verbreitung der Kampagne wurden zum einen Werbeplätze in TV und Rundfunk gebucht, zum anderen auch Anzeigen in bundesweit erhältlichen Zeitschriften geschaltet. Diese umfassten zumeist eine ganze Heftseite. Die in der Kampagne verwendeten Werbebotschaften, die zumeist mit stellvertretender Hilfe prominenter Sportler, die laut eigener Angabe selbst mit ADHS diagnostiziert sind vermittelt werden sollten, richteten sich exklusiv an die erwachsene Zielgruppe ab 18 Jahren und rief dazu auf, bei Eigenverdacht auf ADHS einen kostenlosen Test auf der Website von Everyday Health durchzuführen. Dieser umfasst sechs Fragen mit je fünf Antwortmöglichkeiten und eine anschließende Auswertung, die je als Ergebnis auf die Unwahrscheinlichkeit oder Wahrscheinlichkeit einer vorliegenden ADHS beim Probanden hinweist. Der Kurztest wurde gemäß Everyday Health in Zusammenarbeit mit der WHO entwickelt, was auf eine Orientierung am Symptomkatalog des ICD-10 schließen lässt.[53].

ADHS und Zukunftsträume

ADHS und Zukunftsträume ist eine Informationskampagne des Pharmaherstellers Shire Deutschland.[54] Die Kampagne wurde in Zusammenarbeit mit dem ADHS Deutschland e.V., der AG ADHS sowie dem Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband initiiert.[55] Schirmherrin ist die SPD-Abgeordnete Renate Schmidt. Umgesetzt wurde die Kampagne von der Mannheimer Agentur Isgro Gesundheitskommunikation.[56]

Da der Pharmahersteller Shire Deutschland Initiator der Kampagne ist, wurde diesem von verschiedenen Seiten vorgeworfen, die Kampagne aufgrund des Verbots von Werbung für rezeptpflichtige Arzneimittel in Deutschland als verkapptes Medium für Marketingzwecke zu nutzen.[57][58]

Einseitige Darstellung in den Medien

Kritiker bemängeln häufig die Homogenität der ausgewählten Diskussionsteilnehmer beispielsweise in TV-Diskussionsrunden. In Talksendungen würden vorwiegend Gäste geladen, die der ADHS oder ihrer Behandlung unisono (einvernehmlich „befürwortend und verharmlosend", häufiger jedoch ablehnend-generalkritisierend) gegenüberstünden. Zudem mangele es diesen oftmals an ausreichendem Fachwissen in den Bereichen Psychologie und Psychiatrie, um zur Diskussion des Themas kompetent beitragen zu können.[59] Häufig werde auch falsch gewichtet: In TV-Ausstrahlungen und Zeitungsartikeln würden vorzugsweise Schicksale von Personen wiedergegeben, bei denen die medikamentöse Behandlung negativ oder erfolglos war, während man Patientenschicksale, bei denen die Medikation mit Erfolg verbunden war, seltener dokumentiere. Beklagt wird damit ein mangelndes Interesse der Medien, der Öffentlichkeit ein realistisches Bild über die Problematik der ADHS zu vermitteln. Die Motivation zahlreicher Journalisten sei vielmehr von Zielsetzungen möglichst hoher Publikumsquoten geleitet.[60] Dies zeige sich in polarisierenden und vereinfachten Darstellungen.(siehe auch: Das Pharmakartell (Reportage)). So beurteilte beispielsweise der im Vorstand des ADHS Deutschland e.V. tätige Johannes Streif eine Sendung der ARD, die sich mit Nebenwirkungen von Neuroleptika auseinandersetzte, als „Stimmungsmache gegen Psychopharmaka", da Neuroleptika nicht - wie in den Darstellungen der Sendung postuliert - zur Regelmedikation der ADHS gehören, sondern vielmehr zur Behandlung komorbider Symptome. Zudem sieht Streif bereits in der Recherchepraxis der ARD-Journalisten deren seiner Meinung nach „polemischen, generalkritisierenden und stimmungsmachenden Intentionen", da diese im Vorfeld in ADHS-Selbsthilfeforen gezielt nach Betroffenen gesucht hatten, die Erfahrungen mit „schlimmen Nebenwirkungen" gemacht hatten.[61]

Beispiele für kontroverse Medienberichte

  • Die CDU-Abgeordnete Stefanie Vogelsang bemerkte im Jahr 2012 gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, ADHS werde als „Krankheitsbild zur Schadensbegrenzung“ herangezogen, da die Zeit fehle, sich mit unangepassten Kindern zu beschäftigen. Bezüglich Methylphenidat sei in der Diskussion, dass dieses abhängig machen könne. Zudem störe Methylphenidat „vermutlich eine normale emotionale Entwicklung“.[62] Belege zu diesen Aussagen führte sie nicht an. Martin Winkler kritisierte die Aussagen scharf.[63]
  • Die Apothekerin Amrei Wittwer äußerte 2019 gegenüber dem Focus, dass sie beobachtet habe, dass ADHS-Medikamente und -Diagnosen mit Heilsversprechen vermarktet würden[64] – das Gegenteil ist jedoch der Fall. Zudem gab sie an, dass „die Diagnose ADHS nach aktuellem Forschungsstand keinen Nutzen, dafür aber viel Schaden“ berge. Ihre Aussagen ließ sie unbelegt.

Kommentare aus der Wissenschaft

Andere Experten wie Russell Barkley weisen zudem oftmals auf die Gefahren von Fehlinformationen hin, die sich über die Medien verbreiten und so beispielsweise wirkungsvolle Behandlungsinitiativen verhindern können:

„Wir sind tief besorgt über regelmäßig wiederkehrende Falschdarstellungen der [...] ADHS in den Medien. Wir befürchten, dass unzutreffende Meldungen, die ADHS als Erfindung, Betrug oder gutartigen Zustand darstellen, dazu führen können, dass sich tausende von Leidenden nicht um eine Behandlung ihrer Störung bemühen. Derartige Meldungen hinterlassen in der Öffentlichkeit auch den allgemeinen Eindruck, dass diese Störung keine Validität besitzt bzw. nicht wirklich existiert, oder dass sie aus eher geringfügigen Beschwerden besteht“.[65][66]

— Russell Barkley

Trivia

Siehe auch

Weblinks

Boulevardmedien

Wissenschaftliche Medien

Weitere interessante Artikel

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Quellen

  1. Bspw.: http://www.weltwoche.ch/ausgaben/2009-26/artikel-2009-26-ritalin-ist-ein.html
  2. Bspw.: Frontal 21 vom 12.05.2009 - Youtube
  3. Bspw.:http://www.genios.de/presse-archiv/artikel/SZ/20111105/mach-mich-lieb/A50439401.html
  4. Bspw.: http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/ritalin-gegen-adhs-wo-die-wilden-kerle-wohnten-11645933.html
  5. Bspw.: http://www.wuerzburger-fachtagung.de/wp-content/uploads/ADHSBiegert.pdf
  6. http://www.zentrales-adhs-netz.de/fuer-therapeuten/stellungnahmen.html
  7. Bspw.:http://www.adhs-deutschland.de/Home/Aktuelles/aktuelle-infos/FAS-Artikel-Wo-die-wilden-Kerle-wohnten.aspx
  8. Bspw. http://www.ads-ev.de/index.php/aktuelles/97-stellungnahme-ads-ev
  9. Bspw.:http://www.zentrales-adhs-netz.de/uploads/media/Fehlinformationen_der_Presse_zur_ADHS_Mrz_01.pdf
  10. http://www.thecrimson.com/article/1970/7/2/behavior-drugs-given-pupils-pthe-city/
  11. Hüther, G. / Bonney, H. (2010). Neues vom Zappelphilipp - ADS verstehen, vorbeugen und behandeln. Mannheim: Pathmos.
  12. http://web.archive.org/web/20070622000608/http://www.agadhs.de/public/wsdn/dpa_warnung_spaetfolgen.html
  13. http://www.adhs-saar.de/resources/Parkinson+Spekulation-ein+Ger$C3$BCcht.pdf
  14. Gerlach M, Banaschewski T, Warnke A, Rothenberger A: Ist ein Parkinson-Syndrom als Spätfolge einer Methylphenidat-Behandlung im Kindesalter möglich? Eine empirische Standortbestimmung. Nervenheilkunde 2003; 22s: 80-84.
  15. http://tu-dresden.de/die_tu_dresden/fakultaeten/medizinische_fakultaet/news/news-20100324-methylphenidat
  16. http://tu-dresden.de/die_tu_dresden/fakultaeten/medizinische_fakultaet/news/news-20100324-methylphenidat
  17. http://web.archive.org/web/20070622000608/http://www.agadhs.de/public/wsdn/dpa_warnung_spaetfolgen.html
  18. http://tu-dresden.de/die_tu_dresden/fakultaeten/medizinische_fakultaet/news/news-20100324-methylphenidat
  19. http://www.berliner-zeitung.de/archiv/ein-goettinger-forscher-vermutet--dass-das-medikament-gegen-hyperaktivitaet-das-parkinsonrisiko-erhoeht--seine-these-ist-umstritten-hat-ritalin-spaetfolgen-,10810590,9991616.html
  20. http://www.spiegel.de/spiegel/vorab/a-186355.html
  21. http://www.kinderaerzte-im-netz.de/bvkj/aktuelles1/show.php3?id=202&nodeid=26
  22. Höger C, Banaschewski T, Rothenberger A (2002) Es gibt Grund zur Sorgfalt, aber keinen Grund zur Sorge. Elterninformationen der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie Göttingen zur aktuellen Diskussion um eine angemessene Therapie von ADHS
  23. http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/32287
  24. http://www.dsm5.org/Newsroom/Pages/Default.aspx
  25. http://www.cspinet.org/integrity/press/200805051.html
  26. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-83865282.html
  27. http://www.adhs-deutschland.de/Home/Aktuelles/aktuelle-infos/FAS-Artikel-Wo-die-wilden-Kerle-wohnten.aspx
  28. Bspw.: http://www.spiegel.de/suche/index.html?suchbegriff=adhs+methylphenidat
  29. Bspw.: http://wefind.stern.de/stern/search?query=adhs+methylphenidat
  30. http://scholar.google.de/scholar?hl=de&q=adhs&btnG=&lr=
  31. http://adhspedia.de/wiki/Studien
  32. Bspw.:http://www.adhs-deutschland.de/Home.aspx
  33. Bspw.: http://www.tokol.de/
  34. ADHS in der Wikipedia
  35. ADHSpedia, Wiki zur ADHS und verwandten Themen
  36. Bspw.: http://adhsspektrum.wordpress.com/
  37. Bspw. https://www.lilly-pharma.de/broschueren-patienten/info-adhs.html
  38. Bspw.: http://web4health.info/de/answers/adhd-menu.htm
  39. Bspw.: http://www.adhs.info/
  40. Bspw.: http://www.zentrales-adhs-netz.de/fuer-therapeuten/stellungnahmen.html
  41. http://www.adhs-deutschland.de/Home/Unser-Angebot/Zeitschrift/neue-AKZENTE.aspx
  42. http://en.wikipedia.org/wiki/ADDitude_Magazine
  43. http://www.additudemag.com/
  44. https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/sw/ADHS
  45. http://www.thelancet.com/journals/lanpsy/issue/current
  46. http://beck-online.beck.de/default.aspx?vpath=bibdata%2fkomm%2fZimKoHWG_1%2fHeilWerbG%2fcont%2fZimKoHWG.HeilWerbG.p10.htm
  47. http://www.nytimes.com/2013/12/15/health/the-selling-of-attention-deficit-disorder.html?nl=todaysheadlines&emc=edit_th_20131215&_r=2&
  48. Bsp: https://adpharm.net/thumbnails.php?album=293
  49. https://adpharm.net/displayimage.php?album=293&pid=23166
  50. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16669717
  51. http://www.everydayhealth.com/ownyouradhd-staging.aspx
  52. Everydayhealth.com - Own Your ADHD
  53. http://www.everydayhealth.com/ownyouradhd-staging.aspx
  54. http://www.shireadhs.de/adhs-und-shire/fuer-betroffene
  55. http://www.adhs-zukunftstraeume.de/content/kampagnenraum.aspx
  56. http://www.pharma-relations.de/news/isgro-startet-adhs-informationskampagne
  57. https://adhsspektrum.wordpress.com/2012/04/18/adhs-und-zukunftstraume/
  58. http://www.fr-online.de/wirtschaft/adhs-hersteller-shire-wie-ein-pharmakonzern-das-werbeverbot-austrickst,1472780,14941896.html
  59. http://goo.gl/bIFdaz
  60. vgl. Drühe G, ADHS Kontrovers, 2006, Kohlhammer Verlag, S. 201
  61. https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=554187534646675&id=125963424135757
  62. https://www.n-tv.de/politik/Hunderttausende-Kinder-gedopt-article5472286.html
  63. https://adhsspektrum.wordpress.com/2012/02/13/adhs-mythen-cdp-politikerin-vogelsang-versagt-der-verstand/
  64. https://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/psychologie/adhs-forscher-fordert-umdenken-hoert-auf-adhs-mit-medikamenten-zu-behandeln_id_10684480.html?fbclid=IwAR09JZwykBfvTJ7JOPezQ9bgLGBOw1uByUuOUBSH2BJYkb6Q8HizkA1TWh0
  65. http://goo.gl/bIFdaz
  66. http://www.zentrales-adhs-netz.de/fileadmin/ADHS/Fuer_Therapeuten/Fachliteratur/Artikel/Deutsche_Uebersetzung_des_International_Consensus_Statements_on_ADHD.pdf
  67. Weitere Informationen zum Film: https://de.wikipedia.org/wiki/Hangover
  68. http://thehangover.wikia.com/wiki/Alan_Garner
  69. http://fastandfurious.wikia.com/wiki/Jesse